Eintrag & Kommentare
Berlin Osthafen
alle, die wir traurig sind,
haben diesen guten trost,
dass es jedem ähnlich ging,
der nichts besseres erlost'.
wein zu trinken unter brücken
mit den üblichen ganoven,
kann nicht jede frau entzücken,
außer sie zählt zu ganz doofen.
wenn der plärrer laut erklingt
und die stulle schmalzig singt,
liebesfroh das ufer stinkt,
schaun wir steife segel an.
mann für mann
sehn wir sinken kahn um kahn.
(Der Ochse zieht zum Gruße seinen Hut mit den Hahnenfedern und winkt damit unkenruv und vunkenvlug fröhlich zu. Dabei macht er mit dem Huf ungelenk einen Kratzfuß, wobei der schwarze Kater beinah zu Schaden kommt... Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bund der Dritte.)
Zur Dreifaltigkeit gehör' ich gern im Bund der Blödelei
und denke an die fiese Mär, die besagt wir wär'n nur zwei.
Doch zählen kann nicht jedermann, das hab ich längst gewußt:
Was jeder schon erahnen kann, der A... der schreibt nur Stuß!
Vogelscheuch und Nebelkräh sind dem essigsaurem Sand der Spree entstiegen, Leben eingehaucht durch Unkenrufe tief des Elisenbrunnens.
Glänzend, gleich der Spitze einer Dreifaltigkeitssäule erheben sie sich beide zu neuen Höhen wie Icarus, vom Ehrgeiz zu sich beweisen getrieben.
__________________________________________________________
der kerl kann doch glatt nicht auf drei zählen.
zwei erheben sich wie Ikarus (der kein römer war) gleich der spitze, und das einer dreifaltigkeitssäule.
meint er die goldelse, die einfältige Nike?
war hier Aquaniete vom ehrgeiz "zu sich beweisen" unglückseligerweise auf der dichterreise?
die paarbildung von nebelkrähe und vogelscheuche ist nichts besonderes, denn krähen fallen als quasi intelligente vögel auf solchen mumpitz nicht herein. die verscheißerin verscheißt die zu verscheißende.
beinahe menschlich.
______________________________________________________
so, so. der elisenbrunnen ist ein schwefelpfuhl in Aachen.
Aqua kennt sich aus mit den flüssigen und unterirdischen elementen.
inferior, höchst inferior, was uns der mephitische knabe darbietet.
hat er seinen Bulgakow gelesen?
der flöte seele ist ihr nichts.
blind bläst der flüsterer den ungehörten ton.
das einhorn schmettert, alle hörner fallen
über den hörer her, den jedesten von allen.
Der Pfaff raucht Ochsengras vom Kirchendach,
trinkt Christipipi bis er fällt mit der Schnauze in die Pfütze,
in der Nässe zwischen Entengrütze
denkt er sich noch: „Mir wird schwach...“
Ja, der Pfaff war leicht beschwipst
als ihm dieses wiederfuhr.
Der Körper wurde eingegipst,
der Kopf in ging flöten auf weiter Flur.
Welch grässliche Pseudopoesie, die an einen siebzehnjährigen liebeskranken Schüler erinnert. Besonders das zweite Quartett des Pseudo-Sonetts schwerzt an Auge und Ohr, wenn man es liest oder hört.
hi Kerfe,
nö, der osthafen ist das tatsächlich nicht, dort gibts auch keine brücke, unter der man pennern könnte, geschweige denn pennen.
aber die kulisse des osthafens, der kein hafen mehr ist, eignet sich für melancholische betrachtungen.
ich erinnere mich an einen spaziergang im november des vergangenen jahres als die niedrig stehende abendsonne nicht versinken wollte und ich mit zwei frauen die im fließen glitzernden lichter betrachtete.
der fluss floss träge den augenblick und die protzgebäude standen wie von ewig. und ich jüngstberliner sah den kalvarienberg, schaudernd und doch mit wollust, denn dass diese großkotzerei, ergänzt jetzt durch den hbf, wenn nicht aus der luft vernichtet, dann vom feuchten sand verschlungen werden wird, steht außer frage.
"von den großen städten wird bleiben, der durch sie hindurchging, der wind"" oder das wort Anaximanders wird bleiben, nachdem das seiende sich am nichtseienden versündigt und der gerechten strafe entgegenblickt, ins nichts zurückgestürzt zu werden.
Berlin ist Babel. "wo itzund städte stehn, wird eine wiese sein, auf der ein schäferkind wird spielen mit den herden". [Brecht/Gryphius]
in Berlin sind straßen stationen. ankommen ist nicht, loskommen ist nicht, warten ist. auf gott warten, auf tod warten, auf Godot warten, hauptsache, die reklame lesen und nicht reclam.
es gibt keine stadt in deutschland, in der das grauen so unvermittelt auf- und durchbricht. die berliner verdrängung ist, unfreiwillig, beinahe ehrlich. wie Petersburg ist die stadt auf knochen gegründet, wie in Petersburg gehen die menschen "ihres täglichen tuns verrichtungen" nach.
anders als Petersburg lebt Berlin in lüge und malt sich einen bären aufs schild, den es allenfalls im zoo duldet. die stadt glaubt, so ihre slawische vergangenheit vertuschen zu können, wir aber wissen es anders und besser.
aus dem sumpf sind wir geboren,
in den sumpf kehren wir wieder.
haben wir den stern verloren,
scheint er in der pfütze wieder.
immer wieder und getreu
blitzt der vunke uns aufs neu.
Is dit ehrlich der osthafen?
Und die frau, die schreibt ihren namen am ende doch mit v? oder nicht?!!??
Kostenloses Blog bei Beeplog.de
Die auf Weblogs sichtbaren Daten und Inhalte stammen von
Privatpersonen. Beepworld ist hierfür nicht verantwortlich.
