achsenzeit
bei dol wird wieder einmal die jasperssche achsenzeit diskutiert, die Jaspers von 800 bis 200 vor unserer zeitrechnung datiert.
in dieser "achsenzeit" sei der grundstock für "unsere" heutigen religiösen vorstellungen gelegt worden.
dass judentum, die veden, die polytheismen und viele monotheismen weit älter sind und ihr ursprung sich im dunkel der geschichte verliert, dass christentum und islam neueren ursprungs sind, beirrte den ritter der versimpelung nicht. was soll uns Echnaton, was Moses oder der mann im blauen mantel, wenn die geschichte doch einlädt, sie zu klittern.
lange vor 800 waren verfolgungen an der tagesordnung, die vorstellungen blutig unterdrückten, wenn sie der staatsraison im wege standen. jede mächtige stadt hatte ihren hauptgott, Marduk, Baal, und Troja hatte wieder eigene. und jede mächtige stadt hatte ihre mächtige herrschaft, die sich tempel und pyramiden erbauen ließ.
wie kann man nach Marx so blöd sein, in der geschichte "spiritualität" als movens zu vermuten? Gottfried Benn, gewiss kein marxist, bringt die geschichte auf den punkt: "die armen wollen rauf und die reichen nicht herunter." das wort ist von Benn und nicht von Brecht, aber das verwundert nicht, wenn man weiß, wie groß die menschenferne war, die er anstrebte und glücklicherweise nicht erreichte.
Kafkas erfindung der maus Josephine, die in ihrer mäusewelt asketisch den höchsten rang der übermaus erwirbt, den nur der mäusegott noch würdigen könnte, wenn es ihn denn gäbe, die fast preussisch ihre kunst ihrer selbst willen übt, obwohl sie weiß, dass sie an ihr zugrunde geht, ist ein sinnbild, das sinnstiftenwollende bräseköppe wie Jaspers nicht begreifen dürfen, weil sie dann auf das nichts stießen.
aber jedes redliche denken nährt sich aus der erfahrung des nichts.
