Eintrag & Kommentare
Hagen Rether
vielleicht der beste nicht in rente stehende kabarettist.
ich muss aufpassen, ihm keine pointen zu klauen, denn leicht hielte ich sie für meine eigenen perversitäten.
Georg Heym und Lichtenstein, lasst bei mir das stehlen sein!
aber Goethe hat ja auch schon ohne ende bei mir gestohlen, von Hölderlin und Kleist nicht zu reden. Jean Paul war der einzige, der mich verstand und mir im "Wuz" ein mahnmal errichtete. manchmal freilich schüchtert der gedanke mich ein, dass er es nicht redlich mit mir gemeint haben könnte, doch dem widerspricht mein unbedingter glaube an die klassik und mich.
nun, seit Max Goldt hat sich im kabarett etwas getan und es muss nicht nur auf Kreisler und, mit sehr starker einschränkung, auf Biermann zurückgreifen. Rether, Grebe und andere beweisen, dass die aufnahme von comedy-elementen nicht zwangsläufig zu karnevalistischem schwachsinn führt.
rheinländer Aquaniete wird uns vielleicht erklären können, aber mit hoher wahrscheinlichkeit nicht wollen, warum der rheinische frohsinn der berüchtigste in deutschsprachigen landen ist.
da ich von ihm keine aufklärung erwarte, mach ich mich selbst an die antwort:
der karneval knüpft bis heute an die saturnalien an, die weniger zur fröhlichkeit einluden als zur vorsicht, seine politischen gesinnungen (denn davon gibt's nicht nur eine) nicht öffentlich zu machen, andernfalls man selbst sich am nächsten tag leicht am kreuz vorfinden konnte.
und so wie die saturnalien damals, ist auch der moderne karneval zu wenigem besser geeignet als sich freiwillig zu hündischen ergebenheitsadressen an die jeweilige herrschaftsclique hinreißen zu lassen.
und wer das verkennt, braucht keinen Judas, verraten zu werden.
Jetzt wird es größenwahnsinnig...
Oder hält es sich im Delirium schon für Goethe, obwohl es doch nur allerhöchstens Göte oder Gähde sein kann.
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