Beeplog.de - Kostenlose Blogs Hier kostenloses Blog erstellen    Nächstes Blog   


Eintrag & Kommentare

vom narren zum feind
Von vunkelvlug, 04.06.2006, 00:30

dol hat mich daran gewöhnt, aussagen in fragen einzukleiden. das ist nicht so gut, wie es zunächst scheint, denn es befördert den schweinehund, der zu nichts steht. vielleicht ist das der grund, warum ich so gerne verse benutze: sie erlauben eine freiheit, die nur in gebundener sprache möglich ist, will man sich nicht den staatsanwalt auf den hals ziehen. die dol-umfrage, warum WASGler in uniformen herumrennen, die sie entweder den müllmännern oder den Bhagwan-anhängern geklaut haben, kann ich nicht in einen normalen beitrag umwandeln, wohl aber in spottverse. das hast Du selbst einleuchtend benannt in Deinem beitrag zum Gsella-gedicht auf Deinem profil. erschwerend kommt hinzu, dass einer erst über einigen ruhm verfügen muss, der ihm narrenfreiheit erwirbt. über den ausgewiesenen narren (ausgewiesen nach weit fern) amüsiert sich jeder spießer. wahrheiten in pillenform schluckt er, ohne sie zu verdauen. dranstehn muss aber "gedicht", "satire" oder sowas. irgendein zuckerguss.

und dann die ganz großen, Büchner z.b. oder gar Shakespeare. stellt man sie in frage, wird das bürgertum tollwütig, gerade weil es nichts von ihnen liest. sie haben heilige schriften verfasst und die kritisiert man nicht. es ist der name des erzengels, der vor ihren werken wacht. quatsch, es ist nur die faulheit des mitdenkens.
dieses postum-schicksal erlebt oder ertodet derzeit auch Brecht. der klassiker zähne beißen nicht, wer lebt, dem reißt man sie aus. selbst Dein fernstes vorausdenken denkt die geleitete hammelherde zurück. wem da nicht die Nietzsche-rezeption einfällt, hat nie versucht, sich aus zwölftausendjähriger dumpfheit zu erheben. von wegen Jaspers' "achsenzeit".

was wir uns selbst nicht auferlegen,
bleibt ohne chancen zu geschehn.

[Kommentar erstellen | Permalink]


vunkelvlug, 27.04.2007, 11:58

beim wiederlesen bin ich über die zwölftausend gestolpert  und dachte,  es  müsste  zwölfhundert  heißen,  so  befangen  macht  selbst  mich  der  nationale  kram. 
gemeint war natürlich die jungsteinzeitliche revolution, deren älteste folgen  wir  in  anatolien  und  palästina  beobachten  können., den von Engels gemutmaßten  urkommunismus,  von dem  selbst  in  der  bibel  noch ein  reflex  zu finden ist,  denn  als  die  juden  nach  dem  vorbild  der  nachbarvölker auch  einen  könig  haben  wollten,  war  gott  damit  keineswegs  einverstanden.  und  außer  Salomon  und  David  hat  er alle  könige verworfen, selbst den so menschlich anrührenden Saul, ohne dessen sinn für poesie es die psalmen nicht gäbe.
natürlich gab es überall kunstfertige menschen, der schöpfer des endgültigen Gilgameschs ist sogar namentlich bekannt, aber die bibel vermittelt uns bilder, die, obwohl nicht wahr, erschreckend wahrhaftig sind.
andere müssen ähnliches geleistet haben, aber deren werke sind verschütt gegangen, weil sprache und kultur ausgerottet wurden.
der islam war nicht weniger effektiv als der christenkram. er hat den buddhismus nahezu ausgerottet, dort, wo er herrschen konnte.
das christenzeugs hat uns in die finsterste barbarei gestürzt. was wir an psychologischen glanzleistungen in den isländischen sagas, man bedenke, dass das bloß paar vierzigtausend leute waren, vorfinden, frappiert.

in westeuropa hat das christenunwesen alles zerstört, die keltische, die germanische, die slawische, die baskische kultur.  picten, scoten und andere hyperboräer  gibt es  kaum  noch  im  reich  der  erinnerung.

was wir, ich spreche von uns und nicht von fremden bösewichten, mit den  ureinwohnern beider amerikas angestellt haben, ist eine weitere schande. der katholizismus ist, und das macht ihn so stark, vieldeutig und lässt charaktere zu, die man ihm nicht zutraut. so konnte Diaz ungefiltert die eroberung des aztekenreiches beschreiben, veröffentlicht wurde sein lesenswerter, nein, zur allgemeinbildung gehörender bericht freilich erst jahrhunderte später.

aus australien ist bekannt, dass im zweiten WK die deutschen interniert wurden. weitgehend unbekannt sind die geschicke der eingeborenen, sofern sie sich nicht gerade für folkloristische fotos eignen.
Brecht hat das im kanonensong thematisiert, aber Weill legte eine schmissige melodie drüber und so singt man den bitteren text mit, ohne nachzudenken.

[keine Optionen]




Kostenloses Blog bei Beeplog.de

Die auf Weblogs sichtbaren Daten und Inhalte stammen von
Privatpersonen. Beepworld ist hierfür nicht verantwortlich.