Ulrich Horstmann,
kleistpreisträger, anglizist, nietzscheaner, ist tot, eine nachricht, die mich erst jetzt erreichte. bekannt ist er dem publikum als verfasser des "untier" geworden, in dem er sich sowohl auf Nietzsche als auch auf Günther Anders bezieht.
lange zeit hatte ich einen link auf seine, von seinen bewunderern gestaltete site "untier.de" gesetzt, die es auch heute noch gibt und die einst als eine der bestgestalteten sites im deutschsprachigen raum überhaupt gepriesen wurde.
heute ist ihr das kaum noch anzumerken, auch sie ist dem trend erlegen, der immer mehr schnickschnack das wesentliche überwuchern lässt.
Horstmanns ruhm ist kaum noch nachvollziehbar. Cioran war bösartiger, Anders verzweifelter. das "untier" als "das nicht festgestellte tier" Nietzsches wirkt epigonal und ohne leidenschaft begründet.
für die veränderungen seit 1989 fand er keine theorie und keinen ausdruck. aber das wäre auch zu viel verlangt von einem weltuntergangsverliebten modeschreiber, denn nicht einer fand in den vergangenen siebzehn jahren eine antwort auf die katastrophe, die den suchenden weiter helfen könnte.
ich bin nach wie vor der meinung, dass ausdruck sich erlernen lässt. nur muss man die richtigen lehrer finden und das auge, das nach innen sieht. das aber reicht noch nicht, wie man an mir feststellen kann. die wahrnehmung des inneren ist wertlos, wenn sie nicht durch die des äußeren ergänzt wird.
aber das trifft nicht immer zu. in seltenen fällen, in Strindbergs z.b., wird die interferenz zwischen innen und außen dermaßen auffallend, dass es zu geistigem wetterleuchten kommt.
diese lichter sind keine phänomene mehr des wahnsinns sondern gegenstände der bewunderung, die der erforschung harren.